ðåôåðàò áåñïëàòíî, êóðñîâûå ðàáîòû
 

Deutsche Sprachgeschichte

Nürnberg, Straßburg in Umlauf. Unter diesem Begriff verstehen sie die

oberdeutsche Variante der Literatursprache, die sie gebrauchen.

Die Erfindung des Buchdruckes und die schnellen Fortschritte des

Buchdruckwesens und des Buchhandels fördern den sprachlichen Ausgleich. Die

Buchdrucker streben die Vereinheitlichung der Sprache und die Schreibung

an.

Einen starken Anstoß zur beginnenden Herausbildung der gemeindeutschen

Literatursprache gaben die Reformation und der Bauernkrieg in Deutschland (

1517-1525, 1524-1525 ). Der Kampf gegen die Großfeudalen und die päpstliche

Kirche erfaßte alle Klassen der Gesellschaft. Breite Volksmassen

beteiligten sich aktiv am ideoligischen Streit um religiös-politische

Probleme. Im Zusammenhang damit wurde die deutsche Sprache zum erstenmal

zur Sprache der Propaganda unter den breiten Volksmassen. Das ganze Land

wurde von religiös-politischen Pamphleten, Agitationsschriften, satirischen

Schriften, Aufrufen, politischen und agitorischen Flugschriften in Prosa,

Versen und in Form von Dialogen überflutet.

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Thema VIII

Das phonologische System der deutschen Sprache aus diachronischer Sicht.

Plan

I. Konsonantismus

1. Die II. oder althochdeutsche Lautverschiebung

2. Die Entwicklung der Phoneme [ ], [ z], [v ].

II. Vokalismus

1. Drei Arten des Vokalwandels ( der Ablaut, die Brechung, der Umlaut )

2. Die Abschwächung der unbetonten Vokale .

3. Die Diphtongierung und die Monophthongierung.

4. Die Dehnung und die Kürzung der Vokale.

I. Von den wichtigsten Wandlungen im phonologischen System der deutschen

Sprache in der historischen oder literarischen Zeit ( vom VIII -XX Jh.)

sind folgende zu nennen : die II. oder ahd. Lautverschiebung, der Umlaut,

die Abschwächung der unbetonten Vokale, die Diphtongierung, die

Monophthongierung und die Dehnung und die Kürzung der Vokale.

Die II. oder althochdeutsche Lautverschiebung betrifft zwei Gruppen von

Konsonanten : die germanischen p,t,k und die germanischen b,d,g

Die Umwandlung im Konsonantensystem der hochdeutschen

Territorialdialekten begann im V/VI Jh.u.Z. im Bairischen und Alemanischen

und erfaßte in der Folgezeit, zwischen 800 und 1200, auch das Fränkische.

In ihrer Ausbreitung nordwärts verlor sie allmählich an Intensität und

machte schließlich vor der Grenze des Niederdeutschen halt. Durch ihre

Abstufungen schuf sie sehr bedeutende lautliche Unterschiede zwischen den

einzelnen ahd Dialekten, die auch heute zu den wesentlichen

differenzierenden Merkmalen einzelner hochdeutscher Mundarten zählen.

Zugleich stellte die II.ahd Lautverschiebung alle hochdeutschen Mundarten

dem Niederdeutschen entgegen. Die II. Lautverschiebung prägt auch das

Konsonantensystem der deutschen Literatursprache.

Die germanischen stimmlosen Explosivlaute p,t,k wurden im Ahd. teilweise

oder vollständig spirantisiert, d.h. in Frikativlaute ( Spiranten ) oder

Affrikaten verschoben:

a) im In -und Auslaut des Wortes nach einem Vokal wurden die germanischen

p,t,k zu ff,33,hh verschoben:

as. opan ahd. offan, as.etan -ahd. e33an,as. ik -ahd.ih

b) im Anlaut, inlautend und auslautend nach einem Konsonanten sowie bei

Konsonantendehnung wurden die germ. p,t,k zu den Affrikaten pf, z, kch (ch)

verschoben:

as. tunga -ahd. zunga, as. pund- ahd. pfunt, as. appul -ahd apful, as. korn

-ahd(bair.) kchorn.

Die Verschiebung von k> k(ch) ist nur im Bairischen und Alemanischen

anzutreffen. Im Fränkischen bleibt k enthalten.

Die germanischen Explosivlaute b,d,g, die sich aus b,,g entwickelt

hatten, wurden im Ahd zu p,t,k verschoben:

as. drinkan -ahd. trinkan; as. burg ahd. bair. purc, as. geban -ahd.bair.

kepan.

Die Verschiebung von b,g zu p,k war nur dem Bairischen eigen. Nur die

Verschiebung von d zu t hat einen Teil des Fränkischen erfaßt.

Die Grenze zwischen dem Hochdeutschen und dem Niederdeutschen, wo die II.

Lautverschiebung haltgemacht hat, nennt man die Benrater Linie ( nach dem

Schloß

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Benrat bei Düsseldorf ). Diese Linie verläuft über drei große Städte an

drei großen Flüsse: Düsseldorf am Main, Magdeburg an der Elbe und Frankfurt

an der Oder.

Im VIII Jh. begann in den oberdeutschen Dialekten der Übergang des

germanischen stimmlosen interdentalen Frikativlautes Þ über die

Zwischenstufe ð zu d ;Þ.>ð.> d :

got. Þreis, as. thria, ae. Þrie - ahd. thrie, drie, dri "drei ".

got. Þata, as. that, ae. Þæt - ahd. tha3, dha3, da3 "das".

Im Fränkischen vollzieht sich der Übergang Þ > d im IX-XII Jh. Im XII-XIV

Jh. erfaßt er auch die niederdeutschen Dialekte. Deshalb wird der Übergang

Þ > d in die II. Lautverschiebung nicht eingeschlossen.

Das Althochdeutsche besaß kein [ ]. Die Entwicklung dieses Phonems

beginnt im XI Jh. aus der Konsonantenverbindung sk. Seit dieser Zeit

erscheint die Schreibung sch, die im XII Jh. allgemeine Verbindung bekommt.

:

ahd. skînan > mhd. schînan "scheinen ".

ahd. skôni > mhd. schæne "schön ".

Man nimmt an, daß der Laut k zuerst an das varausgehende s assimiliert

wurde und später mit ihm verschmolz: sk > sch > [ ] .

Seit dem XIII. Jh. wird [s ] zu [ ] im Wortanlaut vor l,m,n,w und nach

r. Für die Bezeichnung des [ ] wurde die bereits vorhandene Schreibung sch

benutzt :

ahd. slafan, mhd. slâfen > nhd. schlafen

smerza smerze Schmerz

sneo sne Schnee

swarz swarz schwarz

kirsa kirse Kirsche

Etwas später entwickelt sich das [ ] auch vor p,t, obwohl es in der

Schreibung unbezeichnet blieb :

ahd. spati, mhd. spæte > spät [ ]

starc starc stark

Um die Mitte des XIII Jh. wird s im Wortanlaut und im Inlaut vor Vokalen

stimmhaft : [ s] > [z], ohne daß diese Wandlung besonderen Ausdruck in der

Schreibung findet :

ahd. [ s] sin, mhd. sin > nhd. sein [ z]

lesan lesen lesen [z]

Im Althochdeutschen und zu Beginn des Mittelhochdeutschen war w ein

bilabialer Halbvokal, was die Formen ahd. seo " See" Gen. sêwes, mhd. se,

G. sewes bezeugen (der Halbvokal w wurde im Wortauslaut vokalisiert ), (

auch heute Virchow, Pankow ).

Im XIII Jh. entwickelt er sich zum labiodentalen stimmhaften Geräuschlaut.

II. Vokalismus

1. Von drei Arten des Vokalwandels der deutschen Gegenwartssprache ist der

Ablaut die älteste.

Der Ablaut ist ein spontaner Vokalwandel. Er ist allen germanischen

Sprachen eigen und hat seinen Ursprung im Indoeuropäischen,( Im Russischen

-íåñòè- í¸ñ, âåçòè -â¸ç-âîç, íîøà ). Der Ablaut ist der Wandel des

Stammvokals bei der Bildung der Grundformen der starken Verben :

I. ahd. scriban - screib - scribum - giscriban

II. biogan - baug - bugum - gibogan

III. werdan - ward - wurtum - wortan

Der Ablaut ist auch ein Wortbildungsmittel, z.B.

ahd. hano " ïåòóõ "- " huon " " Huhn ", auch im Suffix : Nibelungen -

Karolingen.

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Ein anderer Vokalwechsel ist die Brechung. Das ist ein assimilatorischer

Vokalwandel, auch Vokalharmonie genannt. Die Brechung ist die Hebung bzw.

Senkung der Stammsilbenvokale unter dem Einfluß der Vokale der

nachfolgenden Silben, also eine regressive Assimilation. Sie war allen

altgermanischen Sprachen eigen.

Die Hebung des e zu i geschah durch Einwirkung der Vokale der hohen

Zungenlage i oder j der folgenden Silbe und vor n + Konsonant :

lat.: ventus - ae.,as. wind, ahd. wint " Wind "

ahd. erda - irdisk " irdisch ".

Die Senkung des Phonems i zu e geschah vor dem Vokal der tiefen Zungenlage

a :

lat. piper - ahd. pfeffer

lat. sinapis - as. senep " Senf ":

Unter ähnlichen Positionsbedingungen vollzog sich der Wechsel von a und u :

ahd. helfan - half - hulfum - giholfan

beogan - biugu

In der deutschen Gegenwartssprache lebt die Vokalharmonie im Wechsel der

Vokale e/i fort : ich gebe - du gibst < gibis - gibt < gibit

Erde - irdisch, Berg - gebirgig, " Gebirge "

Die Brechung enstand vermutlich im I. Jh. u. Z. und war in der ahd.

Periode schon eine historische Erscheinung, d.h. sie trat nicht in allen

Fällen ein :

geholfan, geworfan aber gibuntan, funtan ( gefunden )

Ein so zusagen lebendiger Vokalwechsel war im Ahd. der Umlaut. Das ist

wie auch die Brechung ein assimilatorischer Vokalwandel, noch eine Art

der Vokalharmonie.

Der Umlaut hatte für die deutsche Sprache eine besondere Bedeutung. Im

Ahd entwickelte sich der Umlaut nur von dem kurzen a, das unter dem Einfluß

des i oder j der folgenden Silbe zu e wurde :

ahd. gast - gesti, kraft - krefti, alt - eltiro, faru - feris - ferit.

Der Umlaut erscheint im VIII Jh. in den nordfränkischen Dialekten, dann

verbreitete er sich südwärts. Aber es gab im Ahd. viele Hinderungen für die

Entwicklung des Umlauts a > e : a wurde nicht umgelautet vor ht, hs,rw.

ahd. maht - mahtig, garwan - garwit ( gärbt ) wahsan - wahsit.

Die Umlauthinderungen wurden zu Beginn der mhd. Periode beseitigt, so daß

seit dem XII Jh. auch hier der Umlaut eintrat. Er wurde als ä bezeichnet (

der sogenannte Sekundärumlaut ) : mähtig, wähset, gärwat u.a.

Gegen Ende der ahd. Periode entwickelte sich auch der Umlaut des langen u

: hus - hiusir, mus - muisi.

In der mhd. Zeit wurden auch die übrigen Vokale umgelautet : das lange a

zu æ, das kurze o zu ö, das lange o zu oe, das kurze u zu ü :

ahd. spati - mhd. spæte - nhd. spät

mahti möchte möchte

skoni schoene schön

wurfil würfel Würfel

So wurden die umgelauteten Vokale aus den Varianten der Phoneme zu

selbständigen Phonemen ( d.h. sie übernahmen eine sinnunterscheidende

Funktion ) wurden phonologisiert. Der Umlaut ist der Übergang der Vokale

der vorderen Reihe e, ö, ü unter der Einwirkung von i / j der folgenden

Silbe. Deshalb nennt man ihn noch i- Umlaut.

2. In der mhd. Zeit vollzieht sich die Abschwächung der unbetonten Vokale.

Die langen

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und kurzen Vokalphoneme a, o, u, e, i der unbetonten Silben sind zu e [ ]

abgeschwächt oder gänzlich geschwunden.

a) Abschwächung der Vokale :

ahd. taga - mhd. tage, gesti - geste, namum - namen

b) Schwund der Vokale am Wortende ( Apokope ) oder in der Wortmitte (

Synkope ) :

ahd. großiro - mhd. groe3er, herison - hersen.

3. Diphtongierung, Monophtogierung, Erweiterung der alten Diphtonge ei, ou.

Einige Neuerungen im System vokalischer Phoneme waren in den einzelnen

Territorialdialekten bereits in der mhd. Zeit entstanden, aber sie bekamen

erst in der fnhd Sprachperiode allgemeinere Ausbreitung und prägten somit

das fnhd. phonologische System. In der Folgezeit bestimmten sie den

Charakter des Nhd.

Im XII. Jh. beginnt im äußersten Südosten, in Kärnten, der Wandel der

langen Vokale der hohen Zungenlage i, u, iu [ y: ] zu Diphtongen :

ï > ei [ae ] - mhd. mín > fnhd. mein, ís > eis,

drí > drei

û > au - ûf > auf, hûs > haus

tûbe > Taube,

brûchen > brauchen

iu [y: ]> eu hiute > heute, liute > leute

diutsch > deutsch.

Im Laufe des XII - XVI Jh. dehnt sich die Diphtongierung über den

gesamten hochdeutschen Sprachraum aus und wird zum Kennzeichen der

hochdeutschen Dialekte. Den alten Vokalstand bewahren die Schweiz ( vgl.

die Benennung der Schweizer Landessprache Schwyzer tütsch -

Schweizerdeutsch ), Elsaß , der niederdeutsche Sprachraum und einige

angrenzenden Gegenden des Mitteldeutschen. Da die Diphtongierung auch zum

Kennzeichen der werdenden gemeindeutschen Literatursprache wird, nennt man

sie " die neuhochdeutsche Diphtongierung " .

Gleichzeitig mit der Entwicklung neuer Diphtonge vollzieht sich im

Bairisch- Österreichischen auch die Erweiterung alter Diphtonge ei > [ ae

], ou> au, die mit den neuen Diphtongen zusammenfallen :

mhd. ein > fhnd. ein [ aen], teil > [ tail ]

vgl. mín - mein , drí - drei.

Gleichzeitig mit der Entwicklung der Diphtongierung entwickelt sich im XI-

XII Jh. in den mitteldeutschen Mundarten ( ein entgegengerichteter

Lautwandel ) die Monophtongierung der Diphtonge ie, uo, üe :

ie > ie [ i: ] - mhd. hier > fnhd. hier [ i: ]

fliegen fliegen

uo > u guot gut

buoch buch

üe > ü güete güte " Güte "

süe3e süß

Die Diphtongierung ergreift nur einen Dialekt des Oberdeutschen - das

Südfränkische. Alle anderen oberdeutschen Dialekte bewahren die alten

Diphtonge mit der Tendenz zur Entlabialisierung : z.B. schen für schön,

glik für Glück.

Die Diphtongierung, die Erweiterung der alten Diphtonge ei, ou und die

Monophtongierung hatten eine große Bedeutung für die werdende

gemeindeutsche Sprache. Sie prägen das phonologische System der deutschen

Literatursprache. Sie prägen das phonologische System der deutschen

Literatursprache der Gegenwart.

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4. Positionsbedingte Dehnung und Kürzung der Vokale ( 100 ).

Im XII -XVI Jh. ändert sich die Vokaldauer in vielen Wörtern.

Der Vokal wird auch gedehnt :

ahd. neman, mhd. nemen > nehmen.

faren faren fahren

namo name Name

Der Vokal wird auch gedehnt, wenn die Silbe geöffnet werden kann :

ahd. tag, mhd. tac - nhd. Tag - Tages - Tage

Lange Vokale werden vor Konsonantengruppen gekürzt, da diese eine

geschlossene Gruppe bilden :

ahd. brahta > mhd. brahte > nhd. brachte

la33an la33en lassen.

THEMA IX

Das morphologische System der deutschen Sprache in sprachgeschichtlicher

Beleuchtung (aus diachronischer Sicht )

I. Das Verb

1. Die grammatischen Kategorien des Verbs

2. Die morphologische Klassifikation der Verben.

3. Die thematischen und athematischen Verben.

1. Im Ahd. hatte das Verb die grammatischen Kategorien der Zeit, der Zahl,

dr Person, die Kategorie des Modus ( Indikativ, Konjuktiv, Imperativ ).

Aber die Kathegorie des Genus ( Aktiv - Passiv ) war noch nicht entwicklet.

Es fehlte das Passiv.

Die Kategorie der Zeit hatte nur zwei Formen für drei Zeitstufen : das

Präsens, diente zum Ausdruck der Gegenwart und der Zukunft, und das

Imperfekt ( Präteritum ) zum wurde zum Ausdruck der Vergangenheit

gebraucht. Die analytischen Zeitformen Perfekt und Plusquamperfekt

entwickelten sich im Ahd. und Mhd. aus biverbalen Wortgruppen wie haben +

P.II , werden + P.II und sein + PII, in denen das II. noch deklinierbare

Form haben , z.B. Argangana uuârun ahtu daga.( Es waren acht Tage vergangen

).

Die Kategorie dr Zahl war wie auch heute durch den Singular und Plural

vertreten.

Die Katgorie der Person besaß dieselben Formen wie heute :

die erste, zweite und dritte P. im Sg. und Pl.

2. Die morphologische Klassifikation der Verben im Ahd. unterscheidet sich

von der in der deutschen Gegenwart., Wie auch heute gliedert man die ahd.

Verben in starke schwache und unregelmäßige nach der Art der Bildung des

Präteritums. Aber im Ahd. unterscheidet man noch thematische und

athematische Verben nach der Bildung des Präsens.

Starke Verben. Der Terminus "starke "und " schwache " Verben gehört

J.Grimm. Unter starken Verben verstand er jene Schicht der uralten Verben,

die noch auf das Altgermanische zurückkommen, und die das Präteritum mit

Hilfe des Ablauts bilden:

helfan - half - hulfum - giholfan .( Inf. - Präs. Sg. - Präs. Pl. - P.II. )

Man teilt starke Verben in 7. Ablautreihen. Zu den schwachen Verben zählte

J. Grimm die spätergebildeten Verben, die ihre Präteritumformen mit Hilfe

des Dentalsuffixes bilden : dionôn -dionôta.

Thematische Verben bilden das Präsens mit dem Suffix - i im Sg. und - a- im

Pl.:

geban - gibu - gibit- \\ gebamês - gebe - gebant.

Dieses Suffix wird der Themavokal genannt, und die Verben mit diesem Suffix

- die

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thematischen Verben.

Die thematischen Verben sind : alle starken Verben und die schwachen Verben

der 1. Klasse.

Man unterscheidet im Ahd. drei Klassen der schwachen Verben - nach ihrem

stammbildenden Suffix :

I. Klasse - jan - teilen, zellen = thematischen Verben

II.Klasse - ô- diônon, salbôn = athematische Verben

III. Klasse - ê - habên, folgên = athematische Verben

Die thematische Konjugation :

Präsens i / a

Sg. 1. faru Pl. farames gibu gebamês

2. feris(t) faret gibis(t) geb-e-t

3. ferit farant gibit geb-ant

Die athematischen Verben behalten ihr stammbildendes Suffix ô, ê und

erhalten deshalb kein formenbildendes Suffix - den Themavokal.

Präsens Präteritum

1. dionom habem bant - buntum

2. dionost habes(t) bunti - buntut

3. dionot habet bant - buntun

Nach dieser Endung werden sie mi- Verben genannt. Im Mhd. ist die Endung

- m außer Gebrauch gekommen. Nach der Abschwächung der stammbildenden

Suffixe der schwachen Verben der II. und III. Klasse o, e zu e

unterscheiden sich nicht mehr von dem Suffix der I. Klasse. Und seitdem

bilden die schwachen Verben eine einheitliche Klasse.

Infolge der Abschwächung des Themavokals i/a zu e im Mhd. infolge seines

Schwunds in späterer Zeit ist der Ausgleich der Personalendungen der

thematischen und athematischen Konjugation vor sich gegangen. Nur der

Umlaut und die Brechung des Stammvokals in der 2., 3. P. Sg. der starken

Verken erinnert uns heutzutage an die alte thematische Konjugation.

Und die alte Endung - m, zu - n assimiliert, bewahrt nur die Verbform bin

( < bim ).

Zu den athematischen Verben zählt man außer den schachen Verben der II. und

II.Klassen auch die unregelmäßigen Verben und die Präteritopräsentia.

Die Präteritopräsentia werden so bezeichnet, weil ihre Präsensformen alle

Merkmale des starken Präterits haben, und zwar : den Ablaut des Stammvokals

im Sg. und im Pl. und die Nullendungen in der 1.,3. P. Sg.

wi33an Präsens Präterit stígan ( I. Ablr.)

1.P. Sg. wei3 - steig -

1.P.Pl. wi33um stigum

Eigentlich sind ihre Präsensformen die ehemaligen umgedeuteten

Präteritumformen, die früher nicht nur Vergangenheit bezeichneten, sonsern

auch das Resultat der Handlung in der Gegenwart und später die Gegenwart.

Die alten Präsensformen sind nicht überliefert worden, die neuen

Präteritalformen wurden mit dem Ablaut und dem Dentalsuffix - t - der

schwachen Verben gebildet:

ahd. scal - sculum - scolta .

Präteritopräsentia im Ahd. : wi33an, durfan ( bedürfen ), ( k )unnan,

scolan, magan ( vermögen - können ), mugan , toug ( es nützt ), gitar ( er

wagt ), ginah ( es genügt ),

muo33un, eigun ( er besitzt ), an.( er gönnt ).

Die deutsche Gegenwartssprache besitzt 7 Präteritopräsentia : wissen + 6

Modalverben :

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müssen, sollen, können, dürfen, wollen, mögen. Sie haben auch heute im

Präsens die Merkmale des starken Präterits : den Ablaut des Stammvokals und

die Nullendung in der 1., 3.Pl. Sg.

Zu den unregelmäßigen Verben gehören im Ahd. folgende Verben : 1. tuon,

gên, stên; 2. sín; 3. wellen ( wollen )

Die Präsensformen dieser Verben sind unregelmäßig, da sie im Gegensatz zu

den regelmäßigen Verben des Ahd. keinen Themavokal haben, und die

Personalendungen werden unmittelbar an das Wurzelmorphem angefügt. Aus

diesem Grunde nennt man sie athematische Verben. Außerdem haben sie in der

1.P. Sg. Präsens eine archaische gemeinindoeuropäische Personalendung -m (

ai. -mi, griech. - mi, altruss.åñìü ,lat. sum.)

Präsens Singular.

1. tuo -m stê-m( ste-n ) sta-m gê-m (=) gâ-m ( ga-n)

2. tuo-s(t) ste-s(t) sta-s (t) ge-s(t) ga-s(t)

3. tuo-t ste- t sta-t ge-t ga-t

Plural

1. tuo-mes stê-mês gê-mês gâm-es

2. tuo-t ste-t ge-t ga-t

3. tuo-ut stê-n gê-nt gâ -nt

Das Verb tuon besitzt außerdem eine eigenartige Präteritumform, z.B.

1.P.Sg. teta, die durch Reduplikation gebildet ist.

Präteritum

Sg. 1. teta tâtum ( un ) Pl.

2. tâti tâtut

3. teta tâtun

Das P. II. hat die starke Form gitan.

Die Verben gân, gên,stân, stên sind kurze zusammengezogene Formen der

Verben gangan und stantan . Im Präteritum und im P.II haben sie

vollständige Formen.

Prät. Sg. gieng - Prät. Pl. giengum - PII. gigangan

stuont stuontum gistantan

2. wesan, sín. In allen i / e Sprachen hat das Verb des Seins ein aus

verschiedenen Wurzelmorphemen zusammengesetztes Paradigma. In den

germanischen Sprachen beteiligen sich am Paradigma dieses Verbs folgende

Wurzelmorpheme :

a) das i / e Wurzelmorphem es - und seine Nullstufe s - ( vgl. lat. esse,

altruss. åñìü, åñè,åñòü,ñóòü ).

Präsens

Indikativ

Konjuktiv

Sg. 1. bim (-n ) Pl. 1. burum (-n) Sg. sí Pl. sím (-n)

2. bist 2. birut n sís(t)

sít

3. ist 3. sint sí

sín

c) In allen Formen außer dem Präsens wird das starke Verb ahd. wesan, sein,

existieren ( V. Ablautreihe ) gebraucht :

Prät. 1.,3. P. Sg. was - 1.P.Pl. warum ( mit später Aufhebung des

Konsonantenwechsel s - r ); Inf. wesan, später durch sín verdrängt;

Imperativ 2.P.Sg. wis, 2. P.Pl. weset (auch sít ); P.I. wesanti, später

seiend ( vgl. heute anwesend, abwesend ). Das P.II fehlt im Ahd. ( mhd.

gewesen, gesin, nhd. gewesen )

4. wellen ( nhd. wollen ) Auch hier ist das Präsens eine umgedeutete

Präteritalform, und zwar Prät. Konjuktiv ( vgl. nhd. ich möchte = ich will

)

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Präsens

Sg. 1. willu Pl. wellemes Inf. wellen

2. wili wellet P. I wellenti

3. wili wellent Prät. wolta ( welta )

Im Mhd und im Nhd. vollzieht sich die Angleichung dieses Verbs an die

Präteritoprasentia.

Alle unregelmäßigen Verben bewahren ihren eigenartigen Formenbestand auch

in der deutschen Gegenwartssprache. Seit der mhd. Zeit schließen sich ihnen

auch die Verben haben und werden und bringen an.

5. haben. Im Ahd. war es ein schwaches Verb der III Klasse, also ein

regelmäßiges Verb. Im Mhd. entwickelten sich im Präsens und Präteritum

kurze zusammengezogene Formen - haben > hân, habêst > hast, habêt > hat,

habêta > hatte.

Deshalb zählt man es zu den unregelmäßigen Verben.

6. werden . Im Ahd. war es ein starkes Verb der III. Ablautreihe : ahd.

werden - ward - wurtum - wortan ( d - t ).

Im Mhd. entstand infolge des Ausgleichs der Präteritalformen des Sg. und

des Pl. die Form wurde mit - e im Auslaut, was für die 1. ,3. P.Sg. des

starken Präterits nicht typisch ist. Außerdem vollzog sich der Ausgleich

der Präeritalformen der Verben dieser Ablautreihe nach der Singularform (

vgl. ahd. helfan - half - hulfum > mhd. half; werfan - warf - wurfum > mhd.

warf ) , nur das Verb weden erhielt die Form mit dem Pluralstamm : wurtum -

wurde.

Auch im Präsens hat es seit der mhd. Zeit kurze zusammengezogene Formen :

ahd. wirdes (t) - nhd. wird.

7. bringen. Dieses Verb wird zu den unregelmäßigen Verben gezählt, weil

seine Präteritalformen mit dem Ablaut des Stammvokals wie bei den starken

Verben und mit dem Dentalsuffix - t - wie bei den schwachen Verben gebildet

sind : ahd. bringen - brachta - gebracht.

II. Das Substantiv.

1. Die Kategorien des Substantivs im Ahd., Mhd., Nhd.

2. Die Entwicklung des Deklinationssystems.

3. Der Artikel und die Kategorien der Bestimmtheit - der Unbestimmtheit.

1. Das Substantiv bewahrt im Ahd. die grammatischen Kategorien des Genus (

3 Geschlechten ), des Numerus ( Singular, Plural ) und des Kasus, die das

Urgermanische besaß und es seinerseits aus dem Indoeuropäischen übernommen

hatte. Auch der Flexionstyp der Substantive blieb im wesentlichen noch der

alte.

2. Man bestimmt die Deklinationstypen der Substantive im Ahd. nach den

stammbildenden Suffixen, da die alten Kasusendungen in vielen Fällen

geschwunden sind :

I. Vokalische Stämme :

a - Deklination ( m. tag, kuning, n. wort, houbit u.a. )- N.A. - taga

ja - Deklination ( m. hirti, n. kunni " Geschlecht"...)

wa - Deklination ( m. snêo, n. kniu " Knie "... )

i - Deklination ( m. gast. scrit "Schrift ", f. kraft, fart... )

II. Konsonantische Stämme

n - Deklination ( m. namo, garto "Garten " , boto, herza, ouga ora " Ohr ",

zunga, sunna, wituwa ...)

nt - Deklination ( m. friunt, fiant " Feind " )

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r - Deklination ( m. bruoder, fater, f. muoter , tohter ... )

ir - Deklination ( n. lamb - lembir , kalb, huon, blat ... )

Im Ahd. und Mhd. vollzieht sich der Wandel der Deklinationsystems.

Entscheidend dafür war die Abschwächung der unbetonten Vokale in den

stammbildenden Suffixen, die zu Kasusendungen wurden. Unterschiedliche

Endungen a, o, i, u wurden zu - e abgeschwächt und im Mhd. verteilt man die

Substantive in zwei Deklinationstypen - starke und schwache Deklination -

nach dem grammatischen Geschlecht. Die vokalischen Stämme bilden die starke

Deklination mit dem Merkmal - der Genitivendung - s im Sg., die

konsonantischen n- Stämme liegen zugrunde der schwachen Deklination. Die

übrigen konsonantischen Stämme schlossen sich der starken Deklination an.

Im Fnhd. entwickelte sich die Deklination der Feminina mit der Nullendung

im Sg.

Infolge der Abschwächung der unbetonten Vokale reduzierte sich die Zahl

der Kasusendungen von 43 auf 9 im Mhd. und auf 4 im Nhd.

3. Die Entwicklung des Artikels beginnt im Ahd. Zuerst entwickelt sich der

bestimmte Artikel ther, thiu, tha3 , dem ein Demonstartivpronomen zugrunde

liegt. Der bestimmte Artikel ist im Ahd. noch im Werden. Er wird nur mit

konkreten Substantiven gebraucht, um einen einzelnen Gegenstand zu

bezeichnen : z. B. :

Sliumo bringet tha3 erira giuuti. Bringt schneller das beste Gewand.

Im Ahd. kommen bereits vereinzelte Formen des unbestimmten Artikels vor :

"Einen kuning wue3 ich, hei3it her Hludwig.

Doch der regelmäßige Gebrauch des unbestimmten Artikels entwickelt sich

erst in der mhd. Zeit. Vgl. im " Nibelungenlied " :

Es wuochs in Burggonden ein viel edel magadin ...

sie wart ein schoene wip. ( Es wuchs in Burgund eine edle Jungfrau, ...

sie wurde zu

einer schönen Frau .)

Auf diese Weise entsteht seit Beginn der mhd. Zeit die Opposition

zwischen dem Substantiv mit dem bestimmten Artikel und dem Substantiv mit

dem unbestimmten Artikel, die die grammatische Kategorie der Bestimmtheit /

Unbestimmtheit zu einer vollentwickelten Kategorie prägt.

THEMA X .

Die Syntax der deutschen Sprache aus diachronischer Sicht.

1. Der einfache Satz.

2. Der zusammengesetzte Satz.

3. Die Negation.

1. Schon im Ahd. war die vorherrschende Satzform der zweigliedrige Satz mit

einer Subjekt - Prädikat - Struktur. z. B. : Sum man habeta zuuene suni.

Ein Mann hatte 2 Söhne.

Wie in allen flektierenden Sprachen war die Wortstellung im Satz frei.

Das Prädikat konnte im Ahd. im Aussagesatz sowohl an der zweiten Stelle als

auch am Satzanfang und im Satzschluß stehen :

z. B. Araugta sich imo gotes engil." ( Es ) erschien ihm ein Engel

Gottes. "

Alla thesa naht arbeitende niuuih ni gifiengumes.

" Die ganze Nacht haben wir gearbeitet und nichts gefangen ".

Es lassen sich bereits im Ahd einige neue Tendenzen in der Satzgestaltung

verfolgen,

- 22 -

die in der Folgezeit die Eigenart des deutschen Satzbaus prägten.

1) Die Tendenz zur Verbreitung der zweigliedrigen Satzstruktur auf den

unpersönlichen und unbestimmten-persönlichen Satz ( mit den Pronomen es und

man ).

2) Die Tendenz zur Entwicklung der Elemente der festen Wortstellung im

Satz , vor allem zur Bindung der Stelle des Prädikats und zur Entwicklung

der Umklammerung.

Diese Erscheinungen bestimmten weitgehend die Eigenart der Satzgestaltung

in der deutschen Gegenwartssprache.

2. Schon die ersten ahd. Sprachdekmäler enthalten verschiedene Typen

komplexer ( zusammengesetzter ) Sätze. Aber ihre Zahl ist gering im

Vergleich zu der deutschen Gegenwartssprache. Sie entwickelten sich später,

in der Folgezeit.

Die Satzverbindung hat im Ahd ebenso wie in der Gegenwartssprache zwei

Hauptmodelle : konjuktionslose und konjuktionale Satzverbindung :

1) Einan kuning wei3 ih, hei3t her Hludwig.

2) Thanan tho Zacharias uuard gitruobit tha3 sehenti, inti fortha anafiel

ubar inan. " Zacharias war verwirrt, das sehend, und Furcht überfiel ihn ".

Die gebräuchlichsten Konjuktionen waren inti, ioh = " ich ", ouh = "auch ",

doh = "doch " abur = "aber", odo = "oder". Aber es gab noch keine kausalen

und finalen Konjuktionalwörter wie denn, folglich, daher, darum,

infolgedessen u.a.

Das Satzgefüge.

Das Ahd. besitzt Gliedsätze für alle Satzglieder, d.h. Subjekt, -Objekt-,

Prädikativ-, Adverbial- und Attributsätze. Die Endstellung des Prädikats im

Gliedsatz, was die Gegenwartssprache prägt, gilt im Ahd. noch nicht als

Regel. Doch kam sie in den Gliedsätzen schon häufig vor :

Thu weist,tha3 ih thih minnon.

" Du weißt , daß ich dich liebe. "

Da die Endstellung des Prädikats nur in Gliedsätzen vorkommt, wird sie

allmählich zum Prägemittel des Gliedsatzes.

Im Mhd. gab es wenige Neuerungen in der Entwicklung des Satzbaus. Nur die

Anfansstellung des Prädikats im Aussagesatz war aus dem Gebrauch gekommen.

Die Herausbildung verschiedener literarischer Gattungen sowie der

gelehrten Prosa und der Kanzlei - und Geschäftsprosa in der

frühneuhochdeutschen Zeit, die politische und religiöse Literatur der

Reformationszeit Luthers, die Bemühungen der Humanisten um die deutsche

Sprache förderten die weitere Entwicklung der syntaktischen Struktur der

deutschen Sprache. Es kamen neue Konjuktionen auf, es entstanden neue

Modelle komplexer Sätze .

Bereits im XII-XIV Jh. wurde die Voranstellung von Adjektivien,

Partizipien und Pronomen in den attributiven Wortgruppen vorherrschend.

Die Tendenz zur festen Stellung des Prädikats wurde erst im Ahd. zur

Regel. Auch die verbalen Klammer entwickelte sich bis in die nhd. Zeit.

Über den Übergang von der doppelten Negation zur Gesamtnegation siehe

bei Moskalskaja ( 112. Seite 228 )

- 23 -

Thema XI

Der Wortschatz der deutschen Gegenwartssprache in

sprachgeschichtlicher Beleuchtung.

Die althochdeutschen Sprachdenkmäler zeugen davon, daß die deutsche

Sprache schon in jener Zeit einen reichen Wortschatz besaß . Neben den

Wörtern aus dem Bereich des alltäglichen Verkehrs besaß das Ahd. einen

reichen Schatz von Wörtern aus dem Bereich des Geisteslebens, der Dichtung,

der Viehzucht und des Ackerbaus, des Bau-, Rechts - und Heereswesens. In

den ahd. Sprachdenkmälern kommt das ständige Wachstum des Wortschatzes im

Zusammenhang mit der Entwicklung der feudalen Kultur, der klerikalen

Bildung, des Staats-und Rechtswesens, mit der Übertragung zahlreicher

lateinischer theologischer und philosophischer Schriften in die deutsche

Sprache und der Schaffung der dazu notwendigen Terminologie zum Ausdruck.

Der deutsche Wortschatz bereicherte sich einerseits durch zahlreiche

Entlehnungen, andererseits durch Wortbildung. Die meisten Entlehnungen der

vor - und ahd. Zeit sind aus der lateinischer Sprache z. B. :

lat. secula - ahd. sihhila "Sichel "'lat. vinum - ahd wîn "Wein ";

lat. pirum - ahd. bira "Birne ", lat. persica - ahd. pfersich "Pfirsich '

lat. via strata" Heeresstraße " - ahd. stra33a "Straße ".

Aus dem Latein sind auch die Monatsbezeichnungen entlehnt. Durch

Lehnübersetzungen entstanden die Namen der Wochentage ( die Siebentagewoche

wurde von den Germanen im III -V Jh. unter griechischen und römischen

Einfluß eingeführt ) : lat. Martium - ahd. marzeo, merzo " März ", lat.

Maius - ahd. meio " Mai ", lat. Augustus - ahd. augusto " August ", lat.

dies Solis - ahd. sunnûntag " Sonntag ", lat. dies Lunac - ahd. manatag "

Montag ".

Aus dem Bereich des Kirchenlebens stammen die Wörter lat. claustrum -

ahd. klôstar " Klostar ", lat. templum - ahd. tempal " Tempel ", lat.

monachus - ahd. munich " Mönch ", lat. crucem - ahd. krûzi " Kreuz ".

In der Wortbildung spielen sowohl die Ableitung als auch die

Zusammensetzung eine große Rolle. Die Ableitung der Substantive mit Hilfe

von Ableitungssuffixen :

ahd. trag - an - treg - ir " Träger " , ahd. hôh - hôhî " Höhe " , rein -

reinida " Reinheit " , ahd. kunni " Geschlecht "- kun ing " König " , ahd.

friunt " Freund " - friunt -in "Freundin " .

Ein beliebtes Wortbildungsmittel ist in allen altgermanischen Sprachen

auch die Zusammensetzung, z.B. erd - biba " Erdbeben ", beta - hûs "Bethaus

", " Kirche " , gast - hûs " Gasthaus " , mitti - tag " Mitttag " , himil -

richi " Himmelreich " .

In der mhd. Zeit bereichert sich der Wortschatz nicht nur durch

Entlehnungen aus anderen Sprachen, in erster Linie aus dem Französischen,

sondern auch durch Bedeutungsentwicklung der terminologischen Lexik und der

Berufslexik, z.B. afr. tornei - ahd. turnei " Turnier " , aventure "

Abenteuer " .

Viele Wörter ändern ihre Bedeutung z.B. ahd. wîp, nhd " Weib " - es war

im Ahd. eine Geschlechtsbezeichnung ( " æåíùèíà " ).

Große Bedeutung für die Entwicklung der abstrakten Lexik hatten die

philosophischen Schriften der Mystiker im XII-XIV Jh. In dieser Zeit

entstanden die Wörter begreifen, Eigenschaft, Eindruck, Einfluß, Zufall,

einsehen, bildlich...

Mit der Entwicklung der Geschäftssprache beginnt die Entwicklung der

terminologischen Lexik und der Berufslexik, z.B. urkunde, brief " Dokument

", rat " Rat ", burger " Bürger ", rihten, urteilen " richten " , arzat "

Arzt " , antwerker " Handwerker " , beker " Bäcker " , gartner " Gärtner "

, goldschmiede " Goldschmied "

- 24 -

Die frühneuhochdeutsche Zeit brachte die Entwicklung von Handel und

Industrie, die stürmische Reformation und die politischen Kämpfe des

Bauernkrieges, die Ausbreitung der deutschen Sprache auf immer neue Sphären

des gesellschaftlichen Lebens, der Wissenschaft und Kunst. Das alles rief

bedeutende Wandlungen im Wortschatz der werdenden deutschen

Literatursprache hervor.

Wie in den vorausgegangenen Epochen schwand ein Teil des alten

Wortschatzes, z.B. ahd. mihhil, mhd. michel und ahd. luzzil, mhd. lützel

wurden durch " groß " und " klein " ersetzt. Das mhd. Wort arebit " Mühsal

", " Kampf " ändert seine Bedeutung : nhd. Arbeit; mhd. " Weisheit " , "

Klugheit, Wissenschaft ", " Kunst " - nhd. List . ( Siehe bei Moskalskaja ,

S. 207-210 ).

- 25 -

Ñòðàíèöû: 1, 2, 3


ÈÍÒÅÐÅÑÍÎÅ



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